David-Sackett-Preis 2021 für eine randomisiert-kontrollierte Studie im Bereich der Rehabilitationswissenschaften

25.02.2021. Die Projektgruppe CED am Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung der Universität zu Lübeck erhält den Wissenschaftspreis des EbM-Netzwerks für ihre Forschungsergebnisse zu Wirksamkeit und Nutzen einer aktiv induzierten medizinischen Rehabilitation bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (MERCED Studie).

Seit 2008 vergibt das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. (EbM-Netzwerk) jährlich seinen nach dem EbM-Pionier David Sackett benannten Wissenschaftspreis für herausragende wissenschaft­liche Leistungen auf dem Gebiet der Evidenzbasierten Medizin und Gesundheitsversorgung in For­schung, Lehre oder bei der Verbreitung der Anliegen der EbM.

Der David-Sackett-Preis 2021 wurde am 25.02.2021 im Rahmen der virtuellen 22. Jahrestagung des EbM-Netzwerks an Dr. Angelika Hüppe, Dr. Jana Langbrandtner und Prof. Dr. Dr. Heiner Raspe (Pro­jektgruppe CED) vom Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung der Universität zu Lübeck verliehen.

Die Gruppe erhält die Auszeichnung für ihre von der DFG geförderte MERCED-Studie. Die pragmati­sche, randomisiert-kontrollierte Studie sollte zum einen für die Beispielindikation chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) den Nachweis erbringen, dass Rehabilitation – so wie sie in Deutschland zum Einsatz kommt, nämlich als mehrwöchige, stationäre und multidisziplinäre Behandlungsform – wirksam ist. Außerdem sollte sie zeigen, dass randomisierte Studien in diesem komplexen Feld der Rehabilitation machbar sind. In MERCED erhielt die Interventionsgruppe eine aktive Beratung und Un­terstützung bei der Rehaantragstellung, in der Kontrollgruppe wurde die bisherige Versorgung fortge­setzt. Nach 12 Monaten konnte sowohl für die primäre Zielgröße „soziale Teilhabe“ als auch für ver­schiedene sekundäre Zielgrößen eine Überlegenheit der fachlich qualifizierten Rehabilitation gegenüber der Routineversorgung nachgewiesen werden.

Weiterhin bemerkenswert ist der partizipative Ansatz, der in der MERCED-Studie verfolgt wurde: von der Studienplanung bis zur Ergebnisinterpretation und Diskussion mit Stakeholdern waren Betroffene im Rahmen eines Patientenbeirats und durch die Selbsthilfeorganisation DCCV (Deutsche Morbus Crohn/ Colitis ulcerosa Vereinigung e.V.) eingebunden und standen dem wissenschaftlichen Stu­dienteam gleichberechtigt beratend und mitgestaltend zur Seite.

In ihrer Laudatio hob Dr Dagmar Lühmann, stellvertretende Vorsitzende des EbM-Netzwerks, hervor, dass es der Arbeitsgruppe mit dieser Studie, die auf eine fast 20-jährige Forschungserfahrung im Be­reich Rehabilitation aufsetzt, gelungen sei, eine seit Jahren bekannte und beklagte Evidenzlücke in der deutschen Gesundheitsversorgung zu schließen.

Die Hauptergebnisse wurden im Februar 2020 im Deutschen Ärzteblatt International publiziert.

 

Publikation:
Hüppe A, Langbrandtner J, Lill C, Raspe H: The effectiveness of actively induced medical rehabilitation in chronic inflammatory bowel disease—results from a randomized controlled trial (MERCED). Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 89–96. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0089

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Screenshot von der Preisverleihung im Rahmen des virtuellen EbM-Kongresses 2021, oben Laudatorin D. Lühmann, unten Preisträger H. Raspe

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