COVID-19 in Alten- und Pflegeheimen: Daten generieren statt modellieren!

10.12.2020. Medienberichten zufolge könnten bis zu zwei Drittel der COVID-19 assoziierten Todesfälle in Deutschland auf Alten- und Pflegeheime entfallen. Eine systematische Datenerhebung fehlt jedoch. Das EbM-Netzwerk fordert in seiner aktuellen Pressemitteilung eine Task-Force mit leitender Rolle der Pflegewissenschaft für ein koordiniertes und wissenschaftsbasiertes Handeln im Setting Pflegeheim.

Die Todesraten während der Pandemie sind wesentlich durch die Sterblichkeit von hochaltrigen und pflegebedürftigen Mitbürger*innen bestimmt. Insbesondere Pflegeheimbewohner*innen sind betroffen. Laut Medienbeiträgen könnten in Deutschland bis zu zwei Drittel der COVID-19 assoziierten Todesfälle auf Alten- und Pflegeheime entfallen. Eine systematische wissenschaftliche Datenerhebung gibt es jedoch nicht. Auch die näheren Umstände und Ursachen der Todesfälle von Pflegeheimbewohner*innen bleiben weitgehend ungeklärt. Eine gezielte Dokumentation und Berichterstattung aus der Altenpflege fehlen. Weder der Grad der Umsetzung der präventiven Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie noch die erwünschten oder unerwünschten Auswirkungen auf das Krankheitsgeschehen und Überleben der Heimbewohner*innen können zuverlässig beurteilt werden.

Bereits im März und April 2020 hat das EbM-Netzwerk auf die Dringlichkeit verwiesen, eine klinisch-epidemiologische Datenbasis durch systematisches Testen, gezielte Dokumentation, Aufbau eines Registers und Beforschung von Versorgungsmodellen sowie die Einrichtung einer Task-Force für das koordinierte Handeln im Umgang mit dem Setting Pflegeheim zu etablieren.

Die vor wenigen Tagen veröffentlichte Handreichung des Bevollmächtigten der Bundesregierung für Pflege zu Besuchskonzepten in Pflegeheimen während der Corona-Pandemie kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein wissenschaftsbasiertes konzertiertes Vorgehen, maßgeblich informiert und begleitet durch entsprechende Pflegeforschung, fehlt.“

Behörden aufzustocken, wie kürzlich gefordert, um eine höchst insuffiziente Datenlage zu verwalten, wird keine Lösung sein. Die besten Wissenschaftler*innen können mit fehlenden oder unverlässlichen Daten keine aussagekräftigen Modellierungen vornehmen. Erkenntnisse über hilfreiche Versorgungsstrategien für die Langzeitpflege lassen sich auf diese Weise nicht generieren.

Das EbM-Netzwerk fordert neuerlich und nachdrücklich, sich um eine wissenschaftliche Herangehensweise für den Erkenntnisgewinn zur Versorgung dieser besonders vulnerablen Gruppe pflegebedürftiger Menschen zu bemühen. Eine rationale Grundlage durch Einbeziehung der Pflegeforschung muss mit höchster Priorität etabliert werden. Hier werden Daten benötigt und wissenschaftliche Belege, damit Unsicherheit reduziert und verantwortlich gehandelt werden kann.

Vollständige Pressemitteilung mit Referenzen als PDF

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