Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“ 2020 an Martina Keller

Martina Keller erhält den Preis des EbM-Netzwerks für Ihr ARD-Radiofeature „Übertherapie am Lebensende“, das vom WDR produziert und im Februar 2019 deutschlandweit ausgestrahlt wurde.

Seit dem Jahr 2009 verleiht das EbM-Netzwerk den Journalistenpreis „Evidenzbasierte Medizin in den Medien“. Der Preis würdigt journalistische Arbeiten aus dem Print-, TV-, Hörfunk- und Onlinebereich, die die Prinzipien, Anforderungen oder Konsequenzen der evidenzbasierten Medizin umfassend, verständlich und interessant darstellen.

Preisträgerin 2020 ist Martina Keller für ihren Hörfunkbeitrag „Übertherapie am Lebensende“, der am 24.02.2019 erstmals im WDR 5 gesendet wurde. Die Preisverleihung fand am 14.02.2020 im Rahmen der 21. Jahrestagung des EbM-Netzwerks in Basel statt.

Das Feature arbeitet ein Thema auf, mit dem sich irgendwann fast jede Familie befassen muss: Warum ist so schwer, am Lebensende das Richtige zu tun? Martina Keller hat mit Angehörigen gesprochen, die manchmal ohnmächtig und tief verunsichert mit ansehen mussten, wie Ärzte doch noch Chemotherapie, Beatmung und andere Behandlungen fortsetzten, zum Teil gegen den in einer vorhandenen Patientenverfügung zum Ausdruck gebrachten Willen. Dabei geht es nicht um aktive Sterbehilfe, sondern um die Abwägung: Wann schadet eine Behandlung mehr als sie nutzt?

Der Beitrag überzeugt gerade deshalb, weil er die Emotionalität des Themas zulässt und trotzdem sachlich auf die Hintergründe eingeht. Die Ursachen für Übertherapie sind vielschichtig. Mal wird die Wirksamkeit von Therapien überschätzt. Mal sprechen Ärzte und Angehörige nicht offen genug miteinander. Hinzu kommen aber auch finanzielle Anreize, die zum Beispiel in der Beatmungsmedizin dazu verleiten können, Patientinnen und Patienten weiterhin künstlich zu beatmen, auch wenn sie aus eigener Kraft wieder atmen könnten.

Das EbM-Netzwerk hat dieses Jahr 35 Einsendungen für den Journalistenpreis erhalten, darunter viele weitere erstklassige Arbeiten. „Übertherapie am Lebensende“ greift ein Kernanliegen der evidenzbasierten Medizin in besonderer Weise auf: Es reicht nicht aus, aktuelle Studien zu kennen. Evidenzbasiert ist die Versorgung individueller Patienten erst dann, wenn auch deren persönliche Belange und Entscheidungen respektiert werden.

 

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