Neue EbM-Kolumne: Wenn die Mammographie vor Darmkrebstod schützt

03.05.2021. Stefan Sauerland zeigt in der aktuellen EbM-Kolumne, dass Negativkontrollen Trugschlüsse sichtbar machen können.

Gegenproben sind bei Abstimmungen oder beim Auszählen von Wahlen sinnvoll. In der praktischen Medizin und in der medizinischen Forschung werden
Gegenproben dagegen seltener verwendet. Man muss hierbei zwei logische Situationen unterscheiden: Für den Beweis, dass Medikament A zu Symptomveränderung X führt, ist selbstverständlich zu prüfen, dass X nicht auch ohne Medikament A (z.B. nach Placebo-Gabe) eintritt. Neben dieser Notwendigkeit einer Kontroll- oder Vergleichsintervention kann es zum Zweiten aber auch sinnvoll sein, einen Kontrollendpunkt zu untersuchen. Ein negativer Kontrollendpunkt wäre eine Symptomänderung Y, die sich erwartbar nicht durch A herbeiführen lässt, die aber mit der Erkrankung oder den für die Erkrankung relevanten Begleitumständen zusammenhängt.

Ein Beispiel aus dem ärztlichen Alltag soll dies praktisch verdeutlichen: Wenn man einer Patientin mit akuter fieberhafter Bronchitis eine antitussive Therapie
verordnet, dann freut man sich, wenn der Husten tatsächlich besser wird. Wenn aber gleichzeitig auch eine Fiebersenkung zu beobachten ist, dann sollte
man den Nutzen der verordneten Therapie selbstkritisch hinterfragen. Denn es ist unwahrscheinlich, dass eine antitussive Therapie eine direkte (oder rasche indirekte) Wirkung auf das Fieber hat. Also ist es wahrscheinlicher, dass die Fiebersenkung ganz schlicht dem natürlichen Verlauf der Erkrankung zuzuschreiben
ist. Wenn aber baldige Symptomlinderungen zum natürlichen Verlauf der Erkrankung gehören, dann ist es genauso wahrscheinlich, dass auch die Linderung
des Hustens nicht durch die Behandlung, sondern durch das natürliche Abklingen der Gesamtsymptomatik verursacht wurde.

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