EbM-Netzwerk verabschiedet Positionspapier zur planetaren Gesundheit
Das EbM-Netzwerk setzt sich für eine gesundheitliche Versorgung ein, die auf bester Evidenz und informierten Entscheidungen beruht. Das Wissenschaftskonzept der planetaren Gesundheit macht deutlich, dass die Gesundheit der Menschen von der Gesundheit der Ökosysteme abhängt [1,2]. Die weitreichenden Folgen des globalen Wandels wie Artensterben, Bedrohung mariner und terrestrischer Lebensräume sowie Umweltverschmutzung zeigen, dass ein grundlegendes Umdenken erforderlich ist, auch und gerade im Gesundheitsbereich. Die Evidenz zur Bedrohung der planetaren Gesundheit, unter anderem belegt durch die Analysen des Weltklimarats (IPCC) [3] und des Lancet Countdown [4-6], macht deutlich, dass planetare Gesundheitsaspekte konsequent in Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik berücksichtigt werden müssen. Dies ist essenziell, um langfristig die Gesundheit der Ökosysteme und damit auch die der Menschheit zu erhalten.
Daher ist es notwendig, alle Prozesse der Gesundheitsversorgung auf ihre Auswirkungen auf die planetare Gesundheit zu prüfen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Das EbM-Netzwerk sieht sich in der Verantwortung, diesen Wandel wissenschaftlich zu begleiten. Im Fokus stehen dabei die gesundheitlichen Co-Benefits – also Maßnahmen, die sowohl zur menschlichen Gesundheit als auch zu Umwelt- und Klimaschutz beitragen [4-8].
Das EbM-Netzwerk widmete 2023 seinen Jahreskongress dem Thema Klimawandel und Gesundheit [9] und unterzeichnete die „Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty“ [10]. Um weiterhin zu einer Generierung und Verbreitung von evidenzbasierten Erkenntnissen der planetaren Gesundheit beizutragen, hat sich das EbM-Netzwerk auf die nachfolgend genannten Ansätze und Strategien verständigt.
- Die AG Klimawandel und Gesundheit entwickelt mit dem erweiterten Vorstand des EbM-Netzwerks Ziele für die Integration von planetarer Gesundheit in die Aktivitäten des Netz-werks. Dazu werden entsprechende kurz-, mittel- und langfristige Ziele festgelegt, in das Mission-Statement integriert und deren Erreichung regelmäßig überprüft. Sowohl erreichte Ziele als auch Barrieren und Probleme bei der Umsetzung werden im Jahresbericht dargestellt.
- Klima- und Umweltaspekte sollen nach Möglichkeit bei allen Entscheidungen des EbM-Netzwerks mitgedacht werden. Dies betrifft innere Angelegenheiten wie die interne Kommunikation, interne Arbeitstreffen und Aktivitäten, externe Angelegenheiten wie die Jahrestagungen, Veröffentlichungen, Geschäftsbeziehungen und Kooperationen. Dabei sollen potenzielle Vorteile sowie mögliche negative Folgen sorgfältig gegeneinander abgewogen werden, um fundiert, evidenzbasiert und nachhaltig zu entscheiden.
- Das EbM-Netzwerk etabliert eine feste Themensparte für die Jahrestagungen, zu der Beiträge zu Aspekten der planetaren Gesundheit eingereicht werden können, und berücksichtigt auch bei Preisen und Forschungsförderungen planetare Gesundheitsaspekte.
- Das EbM-Netzwerk regt alle Mitglieder, Partner:innen des Netzwerks sowie verbundene Interessengruppen dazu an, ihre Aktivitäten im Einklang mit den Prinzipien des Umwelt- und Klimaschutzes zu gestalten. Dazu kann es sinnvoll sein, Aspekte der planetaren Gesundheit in Forschungs- und Versorgungsaktivitäten (z. B. Leitlinien) einzubeziehen sowie Forschungsbedarfe zu identifizieren und einzubringen sowie Evidenz dazu zu generieren, zu synthetisieren und kritisch einzuordnen.
Quellen
[1] Whitmee S, Haines A, Beyrer C, Boltz F, Capon AG, de Souza Dias BF, et al. Safeguarding human health in the Anthropocene epoch: report of The Rockefeller Foundation-Lancet Commission on planetary health. Lancet. 2015 Nov 14;386(10007):1973-2028. doi: 10.1016/S0140-6736(15)60901-1.
[2] Myers S, Frumkin H. Planetary Health: Protecting Nature to Protect Ourselves. Washington, USA: Island Press; 2020.
[3] IPCC, 2023: Summary for Policymakers. In: Climate Change 2023: Synthesis Report. Contribution of Working Groups I, II and III to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Geneva, Switzerland; 2023. doi: 10.59327/IPCC/AR6-9789291691647.001.
[4] Romanello M, Walawender M, Hsu SC, Moskeland A, Palmeiro-Silva Y, Scamman D, et al. The 2024 report of the Lancet Countdown on health and climate change: facing record-breaking threats from delayed action. Lancet. 2024 Nov 9;404(10465):1847-1896. doi: 10.1016/S0140-6736(24)01822-1
[5] van Daalen KR, Tonne C, Semenza JC, Rocklöv J, Markandya A, Dasandi N, et al. The 2024 Europe report of the Lancet Countdown on health and climate change: unprecedented warming demands unprecedented action. Lancet Public Health. 2024 Jul;9(7):e495-e522. doi: 10.1016/S2468-2667(24)00055-0.
[6] Romanello M, Napoli CD, Green C, Kennard H, Lampard P, Scamman D, et al. The 2023 report of the Lancet Countdown on health and climate change: the imperative for a health-centred response in a world facing irreversible harms. Lancet. 2023 Dec 16;402(10419):2346-2394. doi: 10.1016/S0140-6736(23)01859-7.
[7] Reynolds T, Whitmee S, Green R, Anton B, Haines A. An umbrella review of health co-benefits from actions to reduce greenhouse gas emissions. Lancet Planet Health. 2024 Apr;8 Suppl 1:S16. doi: 10.1016/S2542-5196(24)00081-0.
[8] Shrestha P, Nukala SK, Islam F, Badgery-Parker T, Foo F. The co-benefits of climate change mitigation strategies on cardiovascular health: a systematic review. Lancet Reg Health West Pac. 2024 Jul 19;48:101098. doi: 10.1016/j.lanwpc.2024.101098.
[9] EbM-Netzwerk: 24. Jahrestagung. Online verfügbar unter: https://www.ebm-netzwerk.de/de/veranstaltungen/vergangene-jahrestagungen/24-jahrestagung. [abgerufen: 10.02.2025]
[10] Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty Initiative: Fossil fuel non-proliferation treaty. Online verfügbar unter: https://fossilfueltreaty.org. [abgerufen: 10.02.2025]