Twitter-Interview zum Kongress-Thema

Das Kongress-Thema lautet "nützliche patientenrelevante Forschung". Heißt das, die meiste Forschung ist heute unnütz und geht an Patient*innen vorbei?

Leider beantwortet Forschung oft nicht die letztlich entscheidenden Fragen von Patienten oder Ärztinnen im Alltag, untersucht also nicht das Wesentliche.

Woran liegt das?

An vielen Faktoren: Patienten haben oft andere Prioritäten als Forschende, Ärzte oder Forschungförderer. Studien werden oft nicht zielführend geplant, haben unzureichende Designs. Oder die Studien sind zu klein, zu kurz oder sind nicht patientenzentriert, z. B. wenn Endpunkte oder Therapievergleiche nicht wichtig sind für Patienten.

Was müsste passieren, damit sich das ändert - zum Beispiel bei denjenigen, die als Wissenschaftler*innen Studien durchführen?

Ich glaube, wir müssen Patienten und andere Nutzer von Forschung besser einbinden, klinisch Forschende besser ausbilden und wir brauchen patientenzentriertere Rahmenbedingungen.
Vor allem müssen wir aber besser untersuchen WIE wir besser forschen. Wir brauchen also auch bessere Evidenz für die Forschungsmethoden selbst - wir brauchen mehr evidenzbasierte Forschung.

Was könnten Gesetzgeber, Forschungsförderer und Versicherer tun?

Die Rahmenbedingungen selbst auf den Prüfstand stellen. Patientenrelevanz muss wirklich in den Mittelpunkt. Ausufernde Bürokratie schadet Patienten jeden Tag weltweit, denn sie verhindert zu oft nützliche Forschung für bessere Gesundheit.

Ist solche nützliche patientenrelevante Forschung nicht irre aufwändig?

Nicht wirklich. Man muss zwar einiges tun, aber der return of investment wäre gigantisch, für alle - Patientinnen, Forschende, Universitäten, Unternehmen, Krankenkassen.

Wenn das alles schon klar ist: Was müssen wir dann noch auf dem Kongress diskutieren?

Wie wir es praktisch dann auch machen und konkret umsetzen. Hier müssen wir mehr voneinander lernen, viel mehr international austauschen. Am Kongress wollen wir best-practice-Beispiele diskutieren, und uns Inspirationen aus anderen Ländern holen.

Vielen Dank für das Gespräch!

• Mehr zum EbM-Kongress gibt es auf Twitter unter dem Hashtag #ebmcon20.
• Das Interview auf Twitter finden Sie hier: https://twitter.com/i/moments/1191299479254786048